Alessandro Micheles Debüt bei Valentino: Ein theatralisches Spektakel

Die Pariser Haute Couture Woche ist immer eine Bühne für große Veränderungen, und in dieser Saison waren alle Augen auf Alessandro Micheles Debütkollektion für Valentino gerichtet. Der ehemalige Gucci-Kreativdirektor, bekannt für seine maximalistische, eklektische Vision, brachte sein charakteristisches Drama in das traditionsreiche Haus – aber fühlte es sich wirklich wie Valentino an?

Eine kühne Interpretation der Couture

Micheles Ansatz war alles andere als zurückhaltend. Die Kollektion war gefüllt mit voluminösen Kleidern, die über versteckten Reifröcken schwebten, und erinnerte an die Silhouetten von Balenciaga Frühling/Sommer 2020. Der Eröffnungslook, ein Ensemble mit Harlekin-Muster, setzte den Ton für eine theatralische Reise durch geraffte Polka-Dots, durchsichtige Spitze und Blumen, die über breite Panniers drapiert waren – eine Anspielung auf die Opulenz der französischen Hofmode des 18. Jahrhunderts. Über die Pracht hinaus interpretierte Michele auch Poiret-Stil Haremshosen, scharf geschnittene Anzüge der 1940er Jahre und ultra-gerüschte Blusen neu und brachte eine Mischung aus historischen Referenzen und spielerischem Übermaß. Aber die Frage bleibt: Verkörperte diese Kollektion das Wesen von Valentino?

Es gab klare Verweise auf die Archive des Hauses – Kardinalrot, Polka-Dots und sogar das halbtransparente Blumenchiffonkleid, das von Angelica Huston in der Vogue Italia (1972) unsterblich gemacht wurde. Micheles „mehr-ist-mehr“-Ästhetik fühlte sich jedoch meilenweit entfernt von Valentinos Markenzeichen, Anmut und Raffinesse, an. Stattdessen neigte sie eher zur Theatralik als zur Eleganz und erinnerte eher an Kostüme als an Couture.

Das Highlight der Couture: Schiaparellis zeitlose Raffinesse

Im krassen Gegensatz zu Micheles opulentem Spektakel war Daniel Roseberrys Schiaparelli-Kollektion eine Studie in Balance – strukturierte Korsetts, gepolsterte Hüften und Couture-Einflüsse der Mitte des Jahrhunderts, verfeinert durch moderne Präzision. Roseberry beherrscht weiterhin die Kunst, Erbe und Innovation zu verbinden, was Schiaparelli zu einer der am meisten gelobten Kollektionen der Woche macht.

Lanvins stilles Comeback

Ein weiteres Highlight war Peter Coppings Debüt in der Prêt-à-porter-Kollektion bei Lanvin. Die Kollektion, zurückhaltend und doch wunderschön konstruiert, fühlte sich wie eine respektvolle Rückkehr zu den Wurzeln der Marke an. Nach zwei Jahren ohne Kreativdirektor sieht die Zukunft von Lanvin endlich vielversprechend aus.

Was kommt als Nächstes für Valentino?

Micheles erste Couture-Kollektion für Valentino hat zweifellos eine Debatte ausgelöst. Während einige ihre kühne, fantastische Vision bewundern, fragen andere, ob sie mit der DNA des Hauses, müheloser Eleganz, übereinstimmt. Werden zukünftige Kollektionen einen raffinierteren Ansatz bringen, oder tritt Valentino in eine neue Ära theatralischer Extravaganz ein?

 

 

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